Wir konnten es uns nicht wirklich vorstellen, in Australien zu sein, da keiner von uns jemals so weit weg von zuhause war, doch wir waren froh, wieder in eine «westliche» Kultur zu reisen.
Asien ist toll- sehr toll, doch wir hatten einfach genug vom Regen, Lärm, Gedränge und der Suche nach Essen.
Finanziell schien Australien zu bereisen ein Luxus zu sein, aber wir fanden eine Bleibe in Adelaide für 30 AUD pro Nacht auf Airbnb.
Es handelte sich um einen Wohnwagen, aber was für einer! Alt, doch ausgestattet mit Kühlschrank, Fernseher und sogar Klimaanlage.
Letzteres wurde gebraucht, da die Sonne drohte, uns in unserer Blechkiste zu dünsten.
Wir verbrachten die vier Tage in Adelaide damit, die Umgebung zu erkunden- trotz der Hitze. Es war eigentlich auch gar nicht soo schlimm. Wir hatten Temperaturen um die 40 Grad erwartet, und laut unserer Gastgeberin war das auch so bis wir ankamen, doch während wir dort waren wurde es nie heisser als etwa 35 Grad.
Unsere Nachbarschaft war auch nett, Vorstadt halt mit freundlichen Nachbarn und überhaupt keinem Lärm.
Wir spazierten nach Westlakes, durch einen endlosen Dschungel süsser Vorstadt-Häuschen, bis zum Semaphore Beach.
Trotz Sonne vermochte der kühle Wind uns die Lust am Baden zu nehmen.
Wir hatten einen mini Campervan von Wicked Campers gebucht, welchen wir an unserem letzten Tag in Adelaide abholten.
Er war kleiner als erwartet und wir konnten es zuerst nicht glauben, dass wir darin schlafen sollten.
Die Firma vermietet hauptsächlich an junge Menschen und bietet cool bemalte und besprayte Wägen an mit Peace-Symbolen und Blümchen etc. Unserer, jedoch, hatte einen Spruch auf der rechten Seite, welcher sogar uns zu viel war.
Es war ein bisschen peinlich, so herumfahren zu müssen, aber bald hatten wir Adelaide und seine Menschen hinter uns gelassen und tauchten ein in Australiens Wildnis.
Wir hatten ursprünglich geplant, das Outback zu bereisen, aber da sich dies als zu teuer herausstellte, entschieden wir uns, stattdessen von Adelaide nach Sydney zu fahren.
Salt Creek
Unsere erste Station nach einem Nachmittag im Auto war Salt Creek.
Dank den hilfreichen Apps, «WikiCamps» und «WickedCampers», fanden wir einige zur Auswahl stehende Campingplätze. Es hatte sogar gratis Campingplätze, aber Kommentare von ehemaligen Gästen meinten, die Strasse sei sehr schlecht, also wählten wir einen Platz an der Strasse für 18 Dollar pro Nacht.
Dank Afrika wissen wir zwar, zu was ein Auto mit Zweiradantrieb fähig ist, dennoch wollten wir auf Nummer sichergehen.
Nachdem wir unser Bett aufgestellt und zu Abend gegessen hatten, spazierten wir am Fluss entlang durchs Buschland.
Die Sonne ging gerade unter und wir trafen einige Kängurus.
Es war schön, endlich lebendige anzutreffen, nachdem wir etwa zehn überfahrene auf der Strasse gesehen hatten.
Im Auto war’s ein bisschen eng und die Matratze war nicht gerade die weichste, aber am nächsten Morgen waren wir fit genug für die Weiterfahrt.
Salt Creek hat seinen Namen aus gutem Grund, da sich überall ausgetrocknete Salzseen erstrecken.
Wir wanderten ebenfalls zu den hohen Sanddünen, aber in der sengenden Hitze durch den heissen Sand zu laufen, war ziemlich anstrengend und wir schafften es nicht bis zum Meer.
Das war auch besser so, denn wir hatten einen langen Weg vor uns.
Cape Dombey
Wir wussten nicht genau, was wir uns eigentlich alles ansehen wollten.
René hatte aber einige Punkte auf Google Maps markiert und einer davon war ein Obelisk, welcher als beliebtes Ziel für Touristen gilt.
Es war höllisch windig und interessanter als der Obelisk selber, war das intensive Türkis und Dunkelblau des Meeres!
Mount Gambier
In Mount Gambier fanden wir einen netten Campingplatz mit Dusche und Küche.
Als wir unser Bett aufstellen wollten, bemerkten wir einen blinden Passagier auf dem Dach unseres Autos…
Es war eine Riesenspinne und obwohl wir Spinnen mögen, war uns ein wenig mulmig zumute, schliesslich weiss man in Australien nie, was alles tödlich sein kann.
René verjagte sie schliesslich und sie tat uns leid, da es sich wohl um ein Jungtier handelte und dank dem unfreiwilligen Trip auf dem Dach unseres Autos, befand sie sich jetzt auf unbekanntem Terrain.
Wir googelten dann «Australische Spinnen» und fanden heraus, dass es sich bei unserem Gast um eine ungefährliche Huntsman Spider handelte.
Am nächsten Morgen besuchten wir das Umpherston Sinkhole.
Sehr eindrucksvoll zu sehen, wie unsere Erde von innen aussieht und das Sinkhole wurde in einen botanischen Garten umgewandelt.
Possums sahen wir leider keine.
Nach dem Sinkhole gings weiter zu Mt. Gambiers Blausee.
Dieser ist viel blauer, als der Blausee in der Schweiz und seine Farbe entsteht durch natürliche Chemikalien im Wasser.
Der See wechselt jedes Jahr im November quasi über Nacht seine Farbe von grau zu knallblau und dann im März zurück zu grau.
Ewens Ponds
Schwimmen kann man im Blausee zwar nicht, doch glücklicherweise lagen die Ewens Ponds auf unserem Weg.
Inmitten von Feldern und umgeben von Schilf, sehen die Teiche aus wie Portale zu einer anderen Welt.
Das Wasser ist kalt, wahrscheinlich um die 12 Grad, und kristallklar.
Die Teiche sind ziemlich tief und man kann darin schnorcheln und sogar tauchen.
Ein Tourist hatte uns vor der Temperatur gewarnt und uns geraten, einen Neoprenanzug zu tragen, aber wir hatten keine Ahnung, wo wir den hernehmen sollten, also wagten wir das Abenteuer in Bikini und Badehose.
Und wir müssen sagen, es war zweifellos eines der grössten Höhepunkte unserer gesamten bisherigen Reise!
Knallgrüne, satte Wasserpflanzen umgaben uns, während die Sonnenstrahlen, welche durchs Wasser fielen, wunderschöne Muster auf den steinigen Grund malten.
Das Wasser ist so klar, dass es sogar von unten spiegelt :)
Im Ganzen hat es drei zusammengehörende Teiche, welche durch schmale Durchgänge im Schilf miteinander verbunden sind.
Als wir den letzten der kleinen Seen erreichten, war René schon beinahe erfroren und musste das Wasser frühzeitig verlassen.
Cobboboonee Nationalpark
Einer der Gratiscampingplätze, welche Australien zu bieten hat, liegt mitten im Wald in einem Nationalpark… und wir waren die einzigen Gäste…
Einige Wanderwege führen durch die Gegend und beim Spazieren trafen wir auf schüchterne Kängurus, welche sofort weghüpften, als sie uns sahen.
Später jedoch, als wir unser Abendessen zubereiteten, bekamen wir Besuch von einem Känguru und einem Wallaby (welches wir zuerst für ein Kängurubaby hielten).
Ganz alleine mitten im Wald zu übernachten, ist ein wenig unheimlich aber auch unglaublich cool.
Great Ocean Road
Nach dem friedlichen und ruhigen Nationalpark betraten wir eine völlig andere Welt:
Die Great Ocean Road- eine der bei Touristen beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Australien.
Ein Einheimischer hatte uns sogar davor gewarnt, sie überhaupt zu befahren, aber die Great Ocean Road hat so viel zu bieten, es wäre verrückt gewesen, sie auszulassen.
Ja, es hat sehr viele Touristen. Aber es hat auch absolut unglaubliche und atemberaubende Aussichten, welche wir nie missen möchten.
Klippen, welche aussehen, als wären sie von Hand geschliffen worden, erstrecken sich scheinbar -endlos der Küste entlang. Es war beinahe eine Hop-on, Hop-off Tour, so oft wie wir anhalten und aus dem Auto hüpfen mussten.
Kennett River
Durch den grandiosen Great Otway Forest, flankiert von prähistorisch aussehenden Farnbäumen, führte uns die Great Ocean Road weiter durch Australiens Wunder.
Im Kennett River Nationalpark hatte es noch immer viele Touristen.
Hier hat man aber eine etwa 90% Wahrscheinlichkeit, auf Koalas zu treffen!
Und das taten wir…
Es war das perfekte Geburtstagsgeschenk für Nici!
Big Hill Campsite
Ein weiterer Gratiscampingplatz mitten im Wald, aber dieses mal waren wir nicht die einzigen.
Wir hatten Glück und schnappten uns den letzten freien, offiziellen Platz, doch noch Stunden nach unserer Ankunft kamen neue Gäste und stellten ihre Camper überall hin, wo’s ging.
Trotz der Anzahl Leute war es sehr friedlich.
Wir sind sehr erstaunt und beeindruckt von den Reisenden in Australien. Nebst ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft halten sie die Campingplätze auch sehr sauber und recyceln ihre Abfälle. Auch redeten alle nur gedämpft, um die wilden Tiere und anderen Gäste nicht zu stören.
So ist es auch möglich, überall kostenlose Campingplätze anzubieten.
In Europa wären solche schon längst zugemüllt, besetzt oder von Vandalen zerstört.
Wir konnten so jedenfalls einen schönen und ruhigen Abend inmitten von Papageien und Bäumen geniessen… und ohne Handyempfang.
Melbourne
Immer umgeben von Natur zu sein, hatte uns eindeutig sensibler gemacht. Das merkten wir, als wir Melbourne erreichten.
Wir hatten geplant, etwa drei Tage hier zu verbringen und uns die Sehenswürdigkeiten anzusehen… und schlussendlich liessen wir die Stadt komplett aus.
Zwei bezahlbare Campingplätze, welche wir uns anguckten, waren voll und danach waren wir so gestresst und genervt vom Lärm, dem Verkehr und den Leuten, dass wir wortwörtlich aus der Stadt flohen.
Erst 150 Kilometer weiter weg hatten wir uns beruhigt und konnten uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen.
Sorry Melbourne, vielleicht ein anderes Mal.