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Der Ruf des Nordens

Wir wollen wirklich nichts Schlechtes über Indien sagen, aber unsere «abenteuerlichen» Erlebnisse hatten uns ziemlich erschöpft und reisemüde gemacht.
Wir wissen natürlich, dass es einfach Pech war und nichts mit dem Land zu tun hat.
Trotzdem zählten wir die Tage, bis wir endlich wieder «nach Hause» in die Schweiz konnten.

Noch nie zuvor hatten wir die Schweiz so sehr genossen wie in diesen 6 Wochen!
Jetzt, da wir die Armut in Afrika und Indien erlebt haben, können wir den alltäglichen Luxus in der Schweiz erst richtig geniessen.
Es geht nicht nur um saubere Toiletten und pünktlichen Personenverkehr, sondern auch darum, die Natur geniessen zu können ohne Berge von Abfall, die überall rumliegen…
Jedoch ist es nicht so einfach, zuhause zu sein und trotzdem aus einem Rucksack zu leben.
Unsere jeweiligen Reaktionen zu diesem Thema driften ehrlich gesagt ein Bisschen auseinander. Während René einfach so schnell wie möglich weiterreisen wollte, sehnte sich Nici nach einem festen Wohnsitz und einem «normalen» Leben.

Zuerst aber wollten wir noch ein Bisschen Europa erkunden…
Zwei unserer Freunde hatten einen Norwegen-Trip geplant und waren so nett, uns mitzunehmen.
Wir freuten uns beide auf die Reise, aber dafür zu packen stellte sich als etwas kompliziert heraus, wenn man nur einen Rucksack mit Klamotten für tropische Länder besitzt.
Dank hilfsbereiter Familienmitglieder waren wir schlussendlich doch mit Winterkleidern ausgestattet und bereit für Skandinavien.

Da Nici’s Schwester in der Nähe von Hirtshals (Dänemark) lebt, von wo aus die Fähre nach Norwegen fährt, konnten wir sie auf Stald Nordkap besuchen, wo sie mit vielen Pferden, Schafen, Hunden Katzen, Enten, Gänsen, Hühnern und Kaninchen lebt.
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Nach einem entspannten Tag am Strand, fuhren wir abends um 8 auf die Fähre und waren erstaunt über die luxuriöse Einrichtung des Schiffs. Klar, wir hatten uns bereits an europäische Standards gewöhnt, aber die Fähre war doch sehr nobel…
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Nachdem wir die Nacht durchgefahren waren, waren wir zu müde um das Konzert an Board oder die Getränke an der Bar zu geniessen und gingen direkt schlafen.

Norwegen begrüsste uns früh am nächsten Morgen mit Regen. Wir hatten nichts anderes erwartet, aber als unser Hostel uns informierte, dass es noch zu früh für’s Check-In sei, parkten wir unser Mietauto auf einem Coop-Parkplatz und schliefen noch ein paar Stunden darin, während die Regentropfen sanft aufs Autodach hämmerten und uns ein Schlaflied sangen…

Nach einer schlafreichen Nacht und einer heissen Dusche, brachen wir auf, um uns die Stadt Stavanger anzusehen… Dieses Mal regnete es kaum.
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Stavanger ist wirklich eine schöne Stadt. Uns gefielen die kleinen, weissen Häuser sofort, mit den Blumenkisten auf den Fenstersimsen und am Eingang… Alles sah so aus, wie man sich Norwegen vorstellen würde.
Keine der von uns später auf dem Trip besuchten Städte vermochte es, Stavanger zu toppen…

Eine weitere komfortable, doch kühle Nacht ging vorbei und wir brachen früh morgens auf für unsere erste Wanderung in Norwegen.
Die Szenerie, welche uns auf der Fahrt zum Preikestolen begleitete, war atemberaubend- aber wir wussten, dass es noch schöner werden würde.

Das erste, was uns ins Auge fiel beim Parkplatz des Preikestolen waren die Menschenmengen, welche entweder mit Bussen ankamen oder ihr eigenes Gefährt dabeihatten.
Wir übertreiben nicht, wenn wir sagen dass während der ganzen 2-stündigen Wanderung zum Preikestolen, der gesamte Wanderweg überfüllt mit Touristen war.
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Es war unmöglich unser eigenes Tempo zu bestimmen, ohne andauernd Leute überholen zu müssen.
Wir nahmen das Ganze aber ziemlich gelassen und genossen trotzdem die Wanderung mit der tollen Aussicht und hey- wir schafften es sogar, Fotos zu machen, auf denen keine anderen Menschen sind!
Der Preikestolen selber war ebenfalls überfüllt und wir hatten keine Lust, uns zwischen den Leuten durchzuboxen, also beobachteten wir das Geschehen aus der Ferne und machten unsere Fotos woanders.

Die überraschend einfache Wanderung und vielleicht auch die dünne Luft, verleiteten uns dazu, uns unbesiegbar zu fühlen und wir entschieden, am nächsten Tag zur Trolltunga zu wandern.
Wir wussten, dass es eine viel anstrengendere Wanderung werden würde, schliesslich handelt es sich um 28 Kilometer und ungefähr 12 Stunden Wanderzeit, aber wie gesagt… dünne Luft…
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Manche Leute übernachten bei der Trolltunga, um die Wanderung in zwei Etappen zu meistern. Wir hätten das eigentlich auch gewollt, aber unsere Freunde hatten kein Zelt dabei und so stand fest, dass wir alles an einem Tag machen würden.

Die ersten vier Kilometer führten in Schlangenlinie auf einer Strasse den Berg hoch und waren sehr ermüdend, bis wir endlich den richtigen Wanderweg erreichten, wo wir erst einmal innehalten und unsere Umgebung bewundern mussten.
Dazu genossen wir unser Frühstück und liessen die Drohne fliegen.
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Aber sogar hier, auf der anstrengenden Trolltunga-Wanderung, wimmelte es nur so von Menschen.
Wir hatten erwartet, etwas Ruhe geniessen zu können, da wir dachten, der Schwierigkeitsgrad des Trecks würde die meisten Leute abschrecken.
Optisch hatte es zwar weniger Leute als auf der Preikestolen-Wanderung, aber auf eine Strecke von 14 Kilometern verteilt waren es wahrscheinlich etwa gleich viel.

Nach einer weiten, eher flachen Gegend, fühlten wir uns wieder unbesiegbar- bis wir den ersten richtigen Aufstieg erreichten.
René und Michael waren dieses Mal die Schnellsten, da sie am Tag zuvor ihre Kräfte gespart hatten. Nici war wortwörtlich zum Preikestolen hochgejoggt und überlegte sich bald einmal ernsthaft, sich einfach irgendwo hinzusetzen und zu warten, bis die anderen zurückkämen.
Simon war aber nett genug sich ebenfalls zurückfallen zu lassen und zusammen fanden sie die Motivation für den Aufstieg dann doch noch.
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Der Weg schien endlos lange zu sein und als wir das Schild erreichten, welches besagte, die Trolltunga sei nur noch vier Kilometer entfernt, entschied die Mehrheit unserer Gruppe, keine Essenspause mehr einzulegen.
Das schlug Nici auf den Magen und der arme René hatte Mühe, sie einigermassen aufzuheitern.
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Wenigstens gab es bei der Trolltunga ein System, damit alle Besucher ein gutes Foto schiessen konnten. Man musste nämlich Schlange stehen.
Es war aber kalt. Richtig kalt. Ein Bisschen Brot in unseren Mägen spendete zumindest ein wenig Wärme während den 15 Minuten, in denen wir anstehen mussten.
Wir hatten entschieden, uns in zwei Gruppen aufzuteilen, damit immer jemand an der Kamera stand, während die anderen auf der Felszunge posierten.
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Als alle Fotos gemacht waren, packten wir unsere Siebensachen zusammen und machten uns auf den Rückweg. Unsere Freunde wollten die Drohne noch einmal steigen lassen, aber wir waren zu müde und so trennten wir uns wieder auf und marschierten zurück zum Airbnb.

Interessanterweise erschienen uns die vier Kilometer auf der Zick-Zack Strasse schier endlos zu sein und wir konnten uns kaum noch bewegen. Die Füsse taten unglaublich weh und es wurden sogar bei einem von uns Tränen vergossen (ratet mal bei wem), aber schliesslich erreichten wir das lang ersehnte Zimmer mit der warmen Dusche und dem weichen Bett und nach einer Massage schmerzten auch die Beine nicht mehr ganz so doll.

In unserem komfortablen Mietauto fuhren wir am nächsten Tag nach Bergen. Durch ganz viele Tunnel, an ganz vielen Wasserfällen vorbei und über Berge, welche eine unglaubliche Aussicht auf die Fjords boten.
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Wir würden Bergen jetzt nicht unbedingt als besonders schön bezeichnen, aber es hatte tolle Restaurants und Pubs und wir gönnten uns leckeres Essen und teures Bier.
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Die Weiterfahrt führte uns über einen Pass, wo wir anhielten, um ein paar Fotos im Schnee zu machen…
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Immer wieder war die Strasse von Schafherden blockiert- was uns sehr an Afrika erinnerte…
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Die Aussicht war fast überall auf unserem Roadtrip atemberaubend :)

Nach dem Geiranger Fjord und Lillehammer, erreichten wir schliesslich unsere letzte Destination: Oslo, wo wir mehr Bier tranken und leckeres Essen in einem veganen Restaurant genossen.

Dieselbe luxuriöse Fähre wie zuvor brachte uns zurück nach Dänemark- nur dauerte die Fahrt dieses Mal nur fünf Stunden.

Unsere Freunde fuhren dann zurück in die Schweiz und wir beide blieben noch vier Tage bei Nicis Schwester und Mutter, bevor wir mit dem Flugzeug «nach Hause» reisten…

2 Comments

  1. grand-maman binggeli sagt:

    Hallo zusammen, hatte heute endlich mal Zeit den Blog zu lesen und habe mich sehr über die interessanten Berichte
    gefreut! Auch die Fotos sind atemberaubend, aber meine Oberschenkel litten unter den unglaublichen Abgründen, du liebe
    Zeit, das ist nichts für mich!!! Gut weiss ich nicht was ihr immer macht…denke viel an euch und wünsche euch weiterhin
    good luck and great fun. Much love from granny

    • Nici sagt:

      Merci Mamy 🙂 Norwege isch würklech wunderschön gsy! Aber mir sy ja vorsichtig und ig ha sowieso Höhenangst, gö auso nid z nach ad Abgründ 😉 O bir Trolltunga heimer Abstand zum Rand ghaute…
      Merci für’s Läse und die guete Wünsch, à bientôt et j’éspère que tu vas bien aussi… bisou <3

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