Don’t worry, be Hampi
10/06/2017
Schlaflose Nächte
28/06/2017
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Pizza-Debakel, tote Katzen und Schwarzwälder Torte

Wir hatten die günstigsten Tickets gekauft, was bedeutete: Schlafwagen ohne Klimaanlage, aber die Betten waren gemütlich genug und wir schliefen gar nicht mal so schlecht. Die Nachtbusse liefern zwar generell mehr Komfort, doch der Zug hat zumindest eine Toilette, etwas, das auf so langen Strecken mehr als nützlich ist.

Bangalore begrüsste uns mit Lärm und Sonnenschein, aber hier war das Wetter milder. Was für eine Erleichterung! Und es hatte sogar Uber!
Wir nahmen ein Uber-Taxi zum The Little Blue Window Hostel, wo wir zwei Nächte gebucht hatten.
Alle hatten uns gesagt, dass Bangalore keinen längeren Besuch wert sei, da alles, was es offenbar offeriert, gutes Essen und Bier sei. (Als ob das nicht genug wäre) Unser Gastgeber, Roshan, war extrem nett und hilfsbereit und liess uns bereits frühmorgens ins Zimmer, wo wir unseren Schlaf nachholen konnten.
Danach zeigte er uns ein tolles Restaurant, welches nur ein paar Meter von unserem Hostel entfernt lag. Dort gab es köstliches Südindisches Essen- Südindische Leckerbissen hatten wir bereits bei unserem Freund in Mumbai genossen- und wir assen ein Masal Dosa zum Frühstück.

Wir hatten nicht geplant, allzu viel in Bangalore zu unternehmen, aber als René realisierte, dass es mehrere komplett vegane Restaurants hatte, beschlossen wir, unseren Aufenthalt kulinarisch so richtig auszukosten.
Das Carrots Restaurant war eine gute Wahl dafür, auch wenn wir uns zuerst in einem Uber 30 Minuten durch den Verkehr quälen mussten, um es zu erreichen- obwohl es gar nicht so weit weg war.
Das Restaurant gewann sofort unsere Herzen mit seiner gemütlichen Inneneinrichtung, den Postern mit Fakten über Veganismus an den Wänden und natürlich, dem breitgefächerten und ansprechenden Menü.
Wir wählten Milchshakes, Pizza und eine Kartoffelbrei-Pastete und danach Schwarzwälder Torte und Tiramisu zum Dessert. Hier muss noch erwähnt werden, dass Schwarzwälder Torte Nicis Lieblingsdessert ist und sie, seit sie Veganerin wurde, leider keine mehr essen konnte, also war sie besonders froh um den Leckerbissen. Ein Veganer namens Melwin sprach uns schliesslich an und wir verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen am nächsten Tag- natürlich wieder im Carrots.
Später an dem Abend, tranken wir noch Bier mit Roshan und einigen anderen Hostel-Gästen und erkannten eines: Bangalore ist ein toller Ort, um Leute kennen zu lernen!
Dosa
Black Forest Cake
Den nächsten Tag verschwendeten wir in einer Mall, da wir gedacht hatten, dort einige Dinge von unserer Einkaufsliste streichen zu können. Leider hatten sie nichts von dem, was wir suchten. Später trafen wir aber Melwin im Carrots.
Zwei weitere Veganer, Rajat und HJ sprachen uns an und schliesslich sassen wir zu fünft am Tisch, teilten das Essen (abgesehen von der Schwarzwälder Torte) und diskutierten über Ethik.
Nach dem Essen gingen wir alle zusammen in eine Brauerei und genossen eine Auswahl an verschiedenen Biersorten- allesamt köstlich.

An unserem letzten Tag in Bangalore, trafen wir Rajat im Carrots zum Mittagessen, aber dieses Mal hatte Nici keinen Platz mehr für Schwarzwälder Torte. Wir gingen noch einkaufen und entspannten uns den Rest des Nachmittags, bevor wir schliesslich ein Uber zur Busstation nahmen.
Melwin kam auch mit, um sich zu verabschieden und ohne ihn hätten wir wohl den Bus verpasst, da dieser auf dem falschen Perron wartete.
Er wartete aber auf uns und stellte sich als sehr komfortabel heraus.

Wir erreichten Pondicherry wieder sehr früh am Morgen, aber der Manager unserer Guesthouses liess uns das Zimmer früher beziehen.

Nachdem wir ein paar Stunden geschlafen hatten, wollten wir Manan treffen, welcher wegen einer Tauchausstellung nach Pondicherry gekommen war.
Nach einem Missverständnis (wir warteten in Manans Hotel und er in unserem Guesthouse) trafen wir uns schliesslich in der Mitte und gingen in ein Dachrestaurant, wo wir Mittagessen und Bier bestellten.
Danach spazierten wir eine Weile umher und mieteten zwei Roller. Pondicherry war in etwa so heiss wie Hampi- wenn nicht sogar heisser- und wir hatten keine Lust, zu Fuss zu gehen.
Scooter Gang
Die französischen Kolonialisten hatten ihre Spuren überall in Pondicherry hinterlassen. Schöne französische Häuser stehen überall und viele Restaurants tragen französische Namen (auch wenn sie kein französisches Essen servieren).
Zu unserer Enttäuschung hatte es leider keine Strandrestaurants mit Sonnenliegen und auch sonst keine Möglichkeit, es sich am Strand gemütlich zu machen. Manan erklärte uns dass Pondicherry das Gegenteil von Goa sein will- was ja auch gut wäre, wären die Strände nicht komplett zugemüllt. Also uns sind ein paar Touristen auf Sonnenliegen lieber, als Berge von Plastik.
Wir tranken also einfach eine Kokosnuss am Strand und machten Fotos der schönen, bunten Boote, welche überall auf dem Sand verteilt waren, danach fuhren wir weiter.
Pondicherry Beach
Nachdem wir eine Weile nach Restaurants gesucht hatten, welche Bier anbieten, entschieden wir uns für eines, wo es Holzofen Pizza gab. Die Kellner verstanden uns, als wir Pizza ohne Käse bestellten und das Essen war köstlich!

Die Jungs wollten sich an dem Abend noch den Match anschauen (Real Madrid gegen Juventus), aber Nici war zu müde (und hasst Fussball), also entschied sie sich dafür, im Zimmer zu bleiben und zu schlafen.
Viel Schlaf gab’s aber nicht.
René stand um Mitternacht (kurz vor Matchbeginn) auf, um Manan in seinem Hotel zu treffen. Nici, noch halb am schlafen, meinte es sei okay, wenn er die Türe von aussen verriegelt, damit er sie bei seiner Rückkehr nicht wecken müsse.
Das war eine schlechte Idee. Sperre niemals klaustrophobische Leute irgendwo ein, das lernten wir in der Nacht.
Sobald René weg war, malte sich Nici jede erdenkliche Möglichkeit aus, wie sie in dem Zimmer umkommen könnte. Sie wollte René anrufen, hatte aber weder Wlan noch Handyempfang. Das einzige Fenster war ganz klein und vergittert. Alles in allem sah das Zimmer aus wie eine Gefängniszelle. Und was, wenn René mit dem Roller einen Unfall baute?
Nici schaffte es, dem Drang nach Hilfe zu schreien und ein Riesendrama auszulösen, zu widerstehen und überlebte, bis René um 2.30 Uhr zurückkam. Auch er war nicht besonders glücklich, da Juventus verloren hatte.

Nachdem wir lange geschlafen hatten, genossen wir ein paar Bier bei der Tauchausstellung und hörten einem interessanten Vortrag über Höhlentauchen zu, dann beschlossen wir, Pizza essen zu gehen- in einem Restaurant, dessen Namen wir hier nicht nennen. Aus Gründen.
René bekam eine Pizza mit Käse, Manan bekam seine ohne die bestellten Jalapenos. Nur Nicis Bestellung war so, wie sie sein sollte.
Wir gingen schliesslich früher ins Bett, weil Manan und René am nächsten Tag tauchen wollten.

Leider gab es wieder nicht besonders viel Schlaf. Dieses Mal für uns Beide. Die Gäste im Zimmer neben uns machten Party und ignorierten unsere Bitte, die Lautstärke etwas runterzuschrauben. Immerhin wurde es dann still, als der Manager reklamierte.
René stand schliesslich um 5.30 Uhr auf um Manan für’s Tauchen zu treffen. Nici blieb im Bett. Nach dem Klaustrophobie-Erlebnis hatte sie beschlossen, es sei besser, sich nicht von Tonnen von Wasser umschliessen zu lassen.
whale shark pondicherry
René und Manan genossen ein köstliches Frühstück in der Tauchschule, dann ging’s los in einem kleinen Holzkutter, welche auf den Wellen hoch und runter hüpfte.

Auf dem Weg zum ersten Tauchplatz, fielen der Gruppe Flossen auf, welche aus dem Wasser ragte. Plötzlich griff einer der Tauchlehrer nach seiner Taucherbrille, rief «Walhai!» und sprang ins Wasser. Manan und René hatten beide noch nie einen Walhai gesehen und beeilten sich, aber bis René seine Taucherbrille gefunden hatte, war nur noch einer der vier Walhaie anwesend. René schaffte es aber, ein gutes Video mit der GoPro zu machen.

Der erste Tauchgang war nicht besonders spektakulär. Danach, auf dem Weg zum zweiten Tauchplatz, waren die Wellen so stark, dass René die Fische mit seinem Frühstück füttern musste.
Der zweite Tauchgang war dafür sehr schön. Es handelte sich um ein künstliches Riff, konstruiert aus Palmblättern, Auto- und Motorradwracks, zwischen welchen bunte Fischschwärme schwammen. Es hatte auch überall kleine Qualle, welche stachen, wenn man ihnen zu nahekam.
qualle
Nach dem Tauchen gingen wir zu viert (Manan, René, Nici und ein weiterer Taucher) Mittagessen. Die meisten Restaurants hatten aber am Nachmittag zu und als wir schliesslich beschlossen, am selben Ort zu essen wie am Tag zuvor, war es schon nach 16:00 Uhr.
Wir hatten ein gutes Gefühl, dass die Kellner unsere Bestellungen dieses Mal richtig aufnehmen würden.
René bestellte Pasta ohne Käse (Arrabiata hat normalerweise eh keinen Käse, aber in Indien ist das anders), Nici Pizza ohne Käse und Manan Pizza mit Jalapenos. Unser Tauch-Freund bekam seine Bestellung so, wie sie sein sollte. Alles was folgte, war ein Desaster. Manans Pizza enthielt zwar Jalapenos, war aber nicht die Grösse, die er bestellt hatte. René bekam Pasta überhäuft mit Käse. Normalerweise hätte er sie gegessen, aber wir dachten dann es sei besser, etwas zu sagen, weil die Kellner es sonst nie lernen. Er gab das Essen also zurück. Nicis Pizza enthielt ebenfalls Käse, also gab sie diese auch zurück. Dann bekam René seine Pasta zurück, aber die lieben Köche hatten sie einfach umgerührt, um den Käse darunter zu verstecken. Wir mögen Konfrontationen überhaupt nicht, aber das war eine Frechheit, also mussten wir was sagen. Es handelte sich schliesslich um ein modernes und touristisches Restaurant. Wir essen freiwillig keinen Käse, aber es gibt Leute, welche Allergien haben und wenn jemand etwas ohne eine gewisse Zutat bestellt, dann ist es eine Frechheit oder sogar gefährlich, das Essen einfach umgerührt noch einmal zu servieren.
Am Ende hatten wir alle unser Essen und auf Nicis Pizza war nur ein einziges, winziges Stück Feta. Wahrscheinlich ein Geschenk der Köche. Wer weiss, vielleicht hatten sie auch noch in unser Essen gespuckt, wir fanden das Ganze jedenfalls ziemlich unterhaltsam und immerhin wurde uns die Pasta nicht verrechnet ;-)

Die nächste Nacht war erneut schlaflos, aber schlimmer als zuvor. Die Gäste im Zimmer neben uns hatten wieder eine Party und um etwa 1 Uhr morgens beschlossen wir, sie nett dazu aufzufordern, die Lautstärke runterzustellen. René übernahm das und nichts passierte. Dann ging Nici und sagte es zu einem der besoffenen Männer, aber er winkte sie nur zu sich ins Zimmer. Die Lautstärke blieb gleich. Beim dritten Mal waren wir nicht mehr so freundlich, aber noch immer passierte nichts. Im Gegenteil, die Männer begannen, vor unserer Tür herumzulungern, wo sie laut über uns redeten und rauchten.
Um 5 Uhr morgens schliesslich, fragten wir sie zum vierten Mal, ob sie bitte leiser sein könnten. Danach fingen sie an, an unsere Tür zu klopfen und wegzurennen. Wir wollten den Manager holen aber getrauten uns gar nicht mehr aus dem Zimmer. Schliesslich warteten etwa fünf besoffene Männer vor unserer Tür.
Am nächsten Morgen um 9 Uhr, als wir das Zimmer verliessen, waren die Männer immer noch dort und hatten sogar den Nerv, uns nach einem Foto zu fragen.
Als wir später dem Manager davon erzählten stellte sich heraus, dass der Gastgeber der Party ein Angestellter des Guesthouses war.
Unsere Laune wurde aber besser, als René und Manan eine Surflektion in Angriff nahmen und Nici am Strand sass und Fotos machte.

Danach fuhren wir noch nach Auroville und genossen köstliches Essen in einem veganen Restaurant, bevor wir schliesslich durch Auroville selber spazierten und den Matrimandir besuchten.
Auroville ist eine autonome Stadt/Staat, gegründet von Leuten, welche dem materiellen Leben abgeschworen haben und ein naturnahes Leben in Frieden geniessen wollen. Wir verstehen nicht ganz, wozu sie dafür eine riesige Goldskulptur benötigen- zu wessen Unterhalt sie auch noch Spenden sammeln…
Auroville
An dem Abend mussten wir uns wieder von Manan verabschieden und nahmen ein Rikscha, welches uns zum wartenden Nachtbus brachte. Dieser Bus war sogar mit bequemen Kissen und Decken ausgestatten, also schlief sogar Nici für einmal ohne Alpträume von Autounfällen.

Da von Pondicherry aus kein Bus dorthin fuhr, wo wir hinwollten, hatten wir uns dazu entschieden, zurück nach Bangalore zu gehen.
Dort bezogen wir wieder das Little Blue Window Hostel.
Wir planten nichts für unseren Aufenthalt, abgesehen davon, gutes Essen zu geniessen und an unserer Website zu arbeiten.
Das taten wir dann auch: Schreiben, Lesen und Schlafen und ab und zu, gingen wir zum Restaurant nebenan und genossen Südindisches Essen. Unser Lieblingsessen ist eindeutig Masal Dosa.
Dieses Mal versuchten wir auch das Essen im anderen veganen Restaurant, dem namens Paradigm Shift. Dort genossen wir einen unglaublich köstlichen Tofu-Burger und zum Dessert eine warme Schoko-Bombe und eine himmlische Mango-Torte (sogar besser als die Schwarzwälder Torte).

Die letzte Nacht in Bangalore hatte aber eine schreckliche Überraschung für uns…
Wir gingen etwa um 3 Uhr morgens ins Bett, aber plötzlich hörten wir Strassenhunde bellen- direkt vor unserer Tür. Das Hostel liegt auf dem Dach eines vierstöckigen Gebäudes und wir fragten uns, wie die Strassenhunde dort hochgekommen waren.
Wir spielten mit dem Gedanken, rauszugehen und sie wegzujagen, aber sie waren direkt vor unserer Tür und sprangen an der Wand unseres Zimmers hoch, also getrauten wir uns nicht… wegen Tollwut und so.
Plötzlich mischten sich aber die Schreie einer Katze unter das Gebell und Nici beschloss, trotzdem rauszugehen. Was sie dann sah war schrecklich…
Fünf bis sechs Hunde waren dabei, eine Katze auseinanderzureissen und es war schwer zu erkennen, ob diese noch lebte oder nicht.
Nici guckte zuerst zu, sprachlos und versuchte zu entscheiden ob es besser wäre, die Hunde wegzujagen und dann eine wahrscheinliche tödlich verletzte Katze leiden zu lassen, oder ob sie die Hunde ihr grausames Spiel beenden lassen sollte.
Schliesslich entschied sie, zu schreien, und die Hunde rannten sofort davon- die mittlerweile wahrscheinlich tote Katze nahmen sie mit.
An Schlaf war danach nicht zu denken.
Roshan fand die tote Katze am nächsten Morgen im Treppenhaus und überall waren Blutflecken. Noch Stunden später waren er und die Reinigungskräfte am Putzen.

So etwas erlebt man (zum Glück) nicht jeden Tag und dazu kommt noch, dass Vollmond war… Unheimlich…

Wir werden diese Nacht jedenfalls nie vergessen.

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