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10/06/2017
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Strandferien in Goa

Wir waren ein bisschen traurig, dass wir unsere Freunde in Mumbai zurücklassen mussten, aber mindestens ebenso aufgeregt, das zweite Kapitel unserer Weltreise richtig beginnen zu lassen!

Als wir versuchten, unsere weitere Reise zu planen, merkten wir, dass Spontanität in Indien nicht wirklich funktioniert- jedenfalls wenn man mit dem Zug reisen will.
Zugreisen sind ein Muss in Indien, aber etwas komplizierter als wir gedacht hatten.
Die Tickets müssen mindestens einige Wochen vorher gekauft werden und man benötigt eine indische Kreditkarte.
Wir entschieden uns also, den Bus zu nehmen.

Die Busse sind spontan buchbar, kosten aber mehr als die Züge. Naja, wir reden hier von Indien, also von 15 Euro für eine 12-stündige Fahrt anstelle von 4 oder 5… damit können wir leben.

Auf jeden Fall buchten wir bei Paulo Travels und teilten uns ein Bett im Sleeper-Bus. Es war komfortabel genug und die Klimaanlage war vernünftig temperiert, also war uns nicht kalt.

Unsere erste Station in Goa war Calangute.
Das kleine Städtchen begrüsste uns mit Regen, aber unser Guesthouse war nicht weit weg. Wir hatten im Voraus bei Romaldo Guesthouse ein Zimmer gebucht. Unser Gastgeber war extrem nett und erzählte uns, dass er ziemlich lange in den USA und in Australien gelebt hatte und daher mit Veganismus vertraut sei. Er bot an, uns beim Bestellen von Indischem Essen zu helfen und hätte sogar ein veganes Frühstück offeriert, aber wir sind halt beide Langschläfer…

Das Romaldo Guesthouse liegt etwa 60 Meter vom Strand entfernt und wir verbrachten die ersten zwei Tage in Calangute auf Liegestühlen. In Dubai hatten wir uns ein Kindle gekauft, also konnten wir endlich Game of Thrones weiterlesen.
Unsere ungesund aussehende, bleiche Haut bekam auch wieder etwas Farbe- sogar ohne Sonnenbrand.
goa beach 3
goa beach 1
Da Nebensaison ist, war die Umgebung so gut wie leer und die meisten Touristen waren Inder*innen- hauptsächlich aus eher ländlichen Gebieten wo sie nicht allzu oft Weisse antreffen, also wollten viele ein Foto mit uns machen.
Was am Anfang lustig war, nervte uns schnell, vorallem weil Nici es nicht besonders toll fand im Bikini Fotos mit fremden Männern zu machen, also sagten wir irgendwann halt einfach Nein.

Männer… dieses Thema beeinflusst unsere Reise schon ein Bisschen.
Bevor wir in Indien ankamen, hatten wir uns mit vielen Reisenden unterhalten, welche bereits hier waren und es war immer dasselbe. Alle Männer meinten: «Indien ist toll, ihr werdet es lieben!»
Alle Frauen sagten: «Es ist ein schönes Land, aber frau muss vorsichtig sein»
Wir hatten auch einige Horrorstorys gehört, in den Nachrichten aber auch von Reisenden, also war Nici ziemlich misstrauisch am Anfang.
Bis jetzt sind wir sehr positiv überrascht, auch wenn es da etwas gibt, das ziemlich nervig ist: Die Blicke.
In Afrika haben uns manchmal auch Leute schräg angeschaut, aber das ist ja auch normal, das machen Europäer ja auch bei Touristen mit einer anderen Hautfarbe. Hier ist es anders. Die Leute starren richtig und es stört sie auch nicht, wenn wir es bemerken und zurück starren.
Manche Leute in den Strassen warten sogar auf uns damit sie einen Blick aus der Nähe erhaschen können oder sie laufen uns hinterher.
René ist das egal, aber Nici findet es ziemlich unangenehm, besonders am Strand.
Baden gehen wird zu einer Show mit ziemlich vielen Zuschauern, also hat sie oft auf’s Baden verzichtet.
Wir wollen uns aber nicht beschweren, schliesslich sind die Leute hier extrem freundlich und wir sind uns sicher, dass wir uns irgendwann an die Blicke gewöhnen werden.

Ein Riesenplus ist die Sicherheit. Hier ist es spürbar sicherer als in vielen afrikanischen Ländern. Goa ist sich Touristen gewohnt und es scheint niemanden zu stören, wenn wir mit der Kamera um den Hals durch die Gegend spazieren.
goa beach 2
Jedenfalls waren die zwei Strandtage sehr entspannend, aber dann wurde Nici krank.
Sie bekam dieselbe Grippe, die René schon in Mumbai hatte, also verlängerten wir unseren Aufenthalt im Romaldo Guesthouse.
Nici blieb im Zimmer unter dem Ventilator liegend, während René rausging um die Gegend zu erkunden.
Nach sechs Monaten Rund-um-die-Uhr Zusammensein, war es gar nicht so schlecht, sich mal für ein paar Stunden zu trennen. Wir vermissten einander aber bereits nach zwei Stunden…

Nach fünf Tagen in Calangute war Nici wieder fit genug zum Weiterreisen.
Auch wenn wir Calangute liebten, hatte es uns enttäuscht was das Essen betrifft. Wir hatten gedacht, Indien sei generell ein Paradies für Veganer… aber wir lagen falsch. Etwa ein Drittel der Speisen auf der Karte überall sind vegetarisch, aber abgesehen von Dal Fry und einer oder zwei Vorspeisen enthält alles Milch in irgendeiner Form.
Wann immer wir etwas bestellen, was vegan aussieht, wird noch ein Häubchen Rahm zur Deko drauf getupft. Wenn wir sagen «No dairy, please», verstehen das die meisten leider nicht.
Wir entschieden uns also nach Vagator zu reisen, weil es dort ein veganes Restaurant namens «Bean me up» haben soll.

Dank der Nebensaison hatte das Restaurant jedoch zu. Wir blieben trotzdem für zwei Nächte in Vagator und assen hauptsächlich westliches Essen im Mango-Tree Restaurant.
Der Strand war nicht besonders schön, also mieteten wir uns einen Roller und genossen die Freiheit beim Durch-die-Gegend-Fahren, was uns an Thailand und unsere ersten Ferien in der Dominikanischen Republik erinnerte.
Wir fuhren zu einem Portugiesischen Fort, wo wir Fotos machten und die Aussicht über Palmenwälder und den Ozean genossen- aber nur kurz, da es viel zu heiss war. Wir fühlten uns, als wären wir am Schmelzen.
Chapora Fort
Vagator
Nici genoss die Märkte ein Bisschen zu sehr und kaufte Kleider, welche sich später als kaputt oder verfärbt herausstellten. Tja, deshalb waren sie so billig.

Wir wussten nicht, was wir in Vagator sonst machen sollten, also entschlossen wir uns, nach Palolem weiter zu fahren.
Mit dem Bus hätten wir viermal umsteigen müssen, also gönnten wir uns ein Taxi für 2500 R (35 Euro).
In Palolem bezogen wir ein Zimmer im Summer Hostel, welches nahe beim Strand lag und gratis Frühstück sowie gratis Trinkwasser anbot.
Wir assen wieder indisches Essen, aber die Portionen waren riesig und wir mussten nach jeder Mahlzeit Reste mit nach Hause nehmen.
Der Strand war sehr schön und weit und wieder fast leer. Besonders tagsüber halten sich nur wenige am Strand auf, wegen der Hitze, also konnten wir die Ruhe geniessen.

Wieder war am Strand liegen so ziemlich alles, was wir machten, aber was hätten wir sonst tun sollen? Die meisten Leute kommen nach Goa um zu Feiern und wir sahen ein paar ziemlich verwirrt aussehende Touristen, welche wohl nicht 100% in dieser Welt anwesend waren. Nennt uns ruhig langweilig, aber wir liegen lieber nüchtern am Strand uns geniessen alkoholfreie Fruchtsäfte. Besonders wenn man zuschauen kann wie die Sonne den Himmel in Flammen setzt während sie langsam am Horizont verschwindet… das ist bunt genug für unseren Geschmack ;-)
sunset palolem
Wir freuen uns darauf, mal wieder Wandern zu gehen, aber momentan ist es einfach zu heiss. Nici möchte auch mal Yoga machen, aber René ist noch nicht überzeugt…

Alles in Allem ist Goa super! Die bunten Häuser, die Märkte mit den Stoffen und glitzerndem Schmuck, die Kokospalmen, welche am Strand entlang wachsen und den Kühen Schatten spenden, die entspannte Atmosphäre… Wir genossen das alles sehr und sind sehr froh, Goa in der Nebensaison besucht zu haben. Offenbar sind die Strassen und Strände in der Hochsaison vollgestopft und lärmig. Manche Leute mögen das… wir auf jeden Fall nicht.

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