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Findet King Kong

Nachdem wir ziemlich schlechte Bewertungen über die Simba Bus Firma gelesen hatten, entschieden wir uns, unsere Tickets für Kampala beim Modern Coast Büro zu kaufen.
Das war eine gute Entscheidung!
Der Bus war pünktlich und wir hatten unsere reservierten Sitzplätze mit USB-Anschluss und der Bus fuhr auch wirklich los, obwohl noch viele Plätze frei waren. Wir hatten den Nachtbus gewählt, da wir nicht zuviel Zeit verschwenden wollten und in gewissen Teilen Kenias wurde es während der Fahrt ziemlich kalt, doch schliesslich erreichten wir das warme Kampala um etwa 10 Uhr morgens.
Unser erster Eindruck der Stadt war ziemlich gut, es hatte grosse, modern aussehende Gebäude und obwohl es eine Hauptstadt ist, war es viel ruhiger als in Nairobi. Wir mussten jedoch mit einem Taxifahrer handeln, bis er uns endlich einen Preis nannte, mit dem wir einverstanden waren.
Da Uganda sich gerade zu einer Touristen-Hochburg entwickelt, sind es sich die Einheimischen gewöhnt, mehr Geld von «Ausländern» zu erhalten, als eigentlich üblich ist.

Wir wurden zum Backpacker’s Hostel gefahren, welches wir gewählt hatten, weil es ein eigenes Gorilla-Tracking Büro hat.
Um Geld zu sparen, buchten wir eine Nacht im Dorm, aber das schien dann doch ziemlich sinnlos zu sein, nachdem wir die Preise für’s Gorilla-Tracking sahen. Wir waren darauf vorbereitet, für die Gorillas tief in die Tasche greifen zu müssen, da es sich um etwas handelt, was man meist nur einmal im Leben macht, aber schlussendlich zahlten wir das Doppelte von dem, was wir erwartet hatten.
Sogar trotz Regenzeit-Rabatt.
Das «Gorilla-Paket» beinhaltete aber auch die Fahrt von Kampala zum Bwindi Impenetrable Nationalpark mit einem persönlichen Fahrer, zwei Nächte im Park und Essen und Trinken.
Es wäre auch möglich gewesen, die lokalen Busse zu nehmen und selber zum Park zu fahren, aber da wir nur eine Woche in Uganda hatten und Nici langsam genug vom Reisen hatte, wäre das Ganze ziemlich stressig ausgefallen. Wir entschieden uns für den teureren, aber angenehmeren Weg.

Khalif, unser Fahrer, holte und am nächsten Morgen um 8 Uhr ab (nach gutem inklusivem Frühstück im Hostel) und erzählte uns Ugandas Geschichte, während er uns 11 Stunden quer durchs Land fuhr.
Wir genossen die Fahrt sehr, da Khalif uns sogar Kissen mitgebracht hatte und wir uns zurücklehnen und entspannen konnten, während wir Musik hörten und die Tiere des Nationalparks, durch welchen wir fuhren, beobachteten.
Am Äquator hielten wir kurz an, um touristische Fotos zu machen…
Uganda Equator
Barbara vom Reisebüro hatte das Gorilla-Paket so günstig wie möglich halten wollen und deshalb wieder Dormbetten für uns gebucht, aber als wir ankamen, wurden wir überraschenderweise zu einem schönen Doppelzimmer mit eigenem Badezimmer geführt und später gab es ein leckeres, veganes 3-Gang Menü in einem Restaurant mit Wlan…
Naja, zumindest wussten wir, wohin unser Geld geflossen war und konnten den unerwarteten Luxus geniessen ;-)

Das Programm startete um 7 Uhr am nächsten Tag, nachdem wir mit einem Super-Frühstück verwöhnt worden waren.
In der Ranger-Station wurde uns ein Dokumentarfilm über Gorillas gezeigt und dann gab’s ein kurzes Briefing über das Tracking.
Dank der Low-Season hatte es nicht besonders viele Gäste und unsere Gruppe bestand nur aus vier Leuten, anstatt den normalen Acht.
Wir wurden der Mubare Gorillafamilie zugeteilt und die Rangers erklärten uns, dass die Chance, die Gorillas zu sehen bei etwa 99% liegt. Jeden Morgen früh zieht nämlich eine Gruppe von Rangern los, um die Gorillas zu suchen. Sobald sie gefunden sind, werden die Ranger, welche mit den Touristen unterwegs sind, informiert und brauchen nur noch den Ort aufzusuchen, wo die Gorillas gefunden wurden.
Trotzdem ist die Wanderung unvorhersehbar und kann bis zu sechs Stunden dauern, je nachdem, wo sich die Menschenaffen aufhalten.

Offenbar wollte die Mubare-Familie tatsächlich nicht besucht werden und brachte uns ziemlich ins Schwitzen.
Als wir die Wanderung begannen, hatte die Gruppe von Rangern vor uns die Gorillas noch gar nicht gefunden.
Wir erstiegen wunderschöne Hügel und genossen die unglaubliche Aussicht auf Ugandas von Bananenbäumen geprägte Landschaft.
Uganda Landscape
Unterwegs begegneten wir vielen freundlichen Anwohnern und Kindern, welche uns freudig zuwinkten.
Es war ein sonniger Tag und wir waren ziemlich schnell nass geschwitzt und selbst als wir in den dichten Dschungel kamen, brachte uns das nicht besonders viel Erleichterung.
Die Wanderung ging weiter und der Boden wurde immer steiler.
Wir merkten langsam, wie uns die Hoffnung verliess, die Gorillas überhaupt noch zu sehen. Jedes Mal, wenn wir einen Hügel erklommen hatten und keine Affen zu sehen waren, wich die Vorfreude der Enttäuschung.
Immerhin waren wir beide auch schon auf Jungle-Trekkings in Asien, aber nie zuvor hatten wir so etwas Anstrengendes erlebt.
Selbst den Rangern lief der Schweiss von der Stirn und sie teilten uns mit, dass sie noch nie so lange gebraucht hatten, um die Gorillas zu finden und extrem froh waren, eine Gruppe von jungen und fitten Leuten bekommen zu haben.
Wir waren auch froh, sehr wahrscheinlich hätten ältere Leute die Wanderung nicht gepackt und wir hätten abbrechen müssen.

Als wir den Weg verliessen und uns durchs Dschungel-Dickicht kämpfen mussten, zerrissen wir unsere Hosen und verkratzten unsere Arme beim sich-unter-Ästen-durchbücken und über-Baumstämme-klettern, während die Ranger uns mit Macheten einen Weg bahnten.
Aber hey, wir beschwerten uns nicht!
Es war sehr interessant, die eigenen Grenzen auszuloten und herauszufinden, zu was wir eigentlich imstande sind.
Ausserdem kamen wir uns vor, als wären wir in einem Film und mussten ums Überleben kämpfen.

Nach etwa 6 Stunden bekamen wir endlich den erlösenden Anruf: die Ranger vor uns hatten endlich die Gorillas gefunden!
Nach weiteren etwa 30 Minuten kamen auch wir bei ihnen an und als wir das glänzende, schwarze Fell im Busch schimmern sahen, wich unsere Erschöpfung wieder der Freude!
Baby Gorilla 2
Wir waren erstaunt, dass wir so nahe an die Gorillas ran durften, aber offenbar sind sie sich an Menschen gewöhnt und es schien sie nicht zu stören, gefilmt und fotografiert zu werden. Selbst aus nur zwei Metern Entfernung! :-)
Der Silberrücken war anders, er kehrte uns immer seinen Rücken zu und wenn wir zu nahe kamen, lief er weg. Vielleicht wollte er uns ja auch nur seinen schönen Rücken zeigen?
Die Frauen waren aber sehr fotogen und blieben nahe bei uns, aber der Star der Show war eines der Babies!
Er zeigte uns seine Kletterkünste und machte noch beinahe einen Salto- und das alles vor laufender Kamera…
Als seine Mutter plötzlich ihren Platz verliess und direkt auf uns zu kam, blieb uns erst einmal das Herz stehen. Sie lief aber einfach an uns vorbei und kletterte auf einen Baum, und es schien sie nicht zu stören, dass wir jetzt zwischen ihr und ihrem Baby standen- etwas, das man ja nie machen sollten.
Gorilla Mum
Einen weiteren Adrenalin-Schub bekamen wir am Ende unserer Stunde mit den Gorillas.
Wir hätten gehen sollen, aber fragten, ob wir noch einmal kurz zum Silberrücken könnten, weil wir noch keine guten Bilder von ihm hatten.
Die Ranger führten uns zu ihm und näherten sich trotz seinem warnenden Geknurre.
Plötzlich machte der Silberrücken einen Satz vorwärts- mit weit aufgerissenem Maul- und wir rannten alle.
Glaubt uns, das passiert einfach automatisch, wenn man denkt, ein Gorilla greift an.
Die Ranger riefen «Nicht Rennen!», wir stoppten alle und der Gorilla stoppte ebenfalls. Er setzte sich hin und ass weiter, als wäre nichts gewesen.
Die Ranger amüsierten sich köstlich und auch wir mussten Lachen, nachdem der Schreck verdaut war.
Sie erklärten uns, dass die Gorillas manchmal einen Scheinangriff machen, als Warnung, aber nie wirklich angreifen. (ausser natürlich, man hört nicht auf die Warnung und geht noch näher ran, aber das war bisher noch nie passiert)

Die Stunde war schliesslich vorbei, aber wir waren glücklich und zufrieden.

Es dauerte noch weitere zwei Stunden, bis wir das Camp wieder erreicht hatten und wir waren unglaublich kaputt und unsere Beine brannten.

Eine kalte Dusche und eine Stunde Liegen half aber, und danach waren wir fit genug um im Dorf nach Souvenirs zu suchen.

Die Kinder einer lokalen Schule zeigten uns noch ihre Tanzkünste bevor wir zurück zum Camp gingen, wo wir wieder mit einem 3-Gänger verwöhnt wurden.
Silverback
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück fuhr uns Khalif wieder zurück nach Kampala- eine weitere 11-Stunden Fahrt.
Unterwegs hielten wir noch bei einem Restaurant und genossen ein Mittagsbuffet, welches zu etwa 90% vegan war :-)

René wollte unbedingt in unseren letzten drei Tagen in Uganda noch etwas unternehmen und mehr vom Land sehen, aber Nici hatte ein Reise-Burnout und wollte sich einfach ins Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen.
René war nicht gerade glücklich darüber aber sah schliesslich ein, dass es nicht lustig ist mit einer schlechtgelaunten Nici zu reisen, also blieben wir in Kampala. Wir gingen noch shoppen in der Stadt und kauften viele schöne Stoffe und Kleider.
Das Backpacker’s Hostel hat auch eine eigene Pizzeria und wir gönnten uns leckere, Käse-freie Pizza zum Abendessen.

Der Modern Coast Bus brachte uns wieder zurück nach Nairobi, aber dieses Mal war es ein älteres Fahrzeug und das Fenster wollte nicht richtig schliessen, also verbrachten wir die paar Stunden in den kälteren Regionen Kenias zitternd und an Schlaf war nicht zu denken.

Irene und ihre Familie hiessen uns wieder herzlich willkommen und wir genossen erneut ihre grosszügige Gastfreundschaft, das weiche Bett und… Netflix ^^

Am Tag vor unserer endgültigen Abreise aus Afrika, fuhren wie noch einmal in die Stadt und genossen die Aussicht vom Dach des Conference-Center- etwas, was die meisten Touristen in Nairobi machen.

Und dann kam der Tränenreiche Abschied und wir sagten Auf Wiedersehen zu Irene, Grace und Natasha, bevor wir ein Uber-Taxi zum Flughafen nahmen. Der Fahrer war sehr nett und wir redeten übers Reisen und genossen die Fahrt.

Zu unserer Überraschung war unser Kenyan Airways Flugzeug brandneu und luxuriös- etwas, was wir nach einem Monat in Kenia nicht erwartet hätten.

Da wir leider Sitzplätze direkt über dem Flügel hatten, konnten wir nicht sehen wie Afrika unter uns kleiner wurde, aber wir dachten zurück an die fast 5,5 Monate, welche wir auf diesem wunderschönen Kontinent verbracht hatten und obwohl wir uns sehr auf Indien freuten, machte uns der Abschied traurig.

Wir wissen gar nicht, wie wir unsere Gefühle gegenüber Afrika ausdrücken sollen… man hört so viel Schlechtes in Europa und das ist schade. Wir wussten schon vor unserer Reise, dass die meisten Geschichten masslos übertrieben sind, aber wir hätten nie gedacht, dass es so einfach und erfüllend ist, Afrika zu bereisen!
Es gibt einfach unglaublich viel zu sehen und die Einheimischen sind extrem freundlich und hilfsbereit und wir fühlten uns von Anfang an in jedem Land willkommen.

Wir können euch nur ans Herz legen, selber einmal durch Afrika zu reisen. Wirklich auszudrücken, wie sich die Reise angefühlt hat, würde Bücher füllen… und dafür haben wir keine Zeit ;-)
uganda shopping 1
uganda shopping 2

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